Ein wichtiger Nebenaspekt einer rein theoretischen Projekt(Studien)arbeit ist, dass es einen bei der Literaturrecherche schonmal in die Mathebibliothek verschlagen kann. Nun ist man ja das Grundprinzip schon aus der "eigenen" Bib gewohnt - Titel wissen, Nummer nachschlagen, Regal aufspüren, anhand der Nummer den genauen Platz finden, fertig.

Denkt man zumindest. Bei den Mathematikern funktioniert das alles ein wenig anders. So war ich letzte Woche z.B. auf der Suche nach einem Jahrgang der "Mathematics of the Soviet Union Sbornik" (oder so). Tatsächlich fand sich an den Regalen der Zeitrschriftensammlung eine der vertrauten Tafeln, die mir gleich die passende Inventarnummer verriet. Ziemlich schnell guckte ich aber ziemlich blöde, denn die Mathematiker sortieren ihre Zeitschriften nicht nach den Nummern, sondern alphabetisch. Die Nummern sind nur dazu da, um Leute wie mich zu verwirren. Durch Zufall stand ich aber in dem Moment, in dem mich diese Erkenntnis traf, vor einer Reihe der gesuchten Bände - bis 1967, der von mir gesuchte Band von 1971 war nicht zu finden.

Verzweifelt irrte ich durch die Regalreihen, beinahe verschlug es mich zu den Physikzeitschriften, fast hätte ich um Hilfe gefragt und die Schande auf mich genommen, im 9. Semester nicht mal eine simple Literaturrecherche durchführen zu können - aber schließlich strandete ich doch vor den aktuelleren Jahrgängen, in einem ganz anderen Regal, möglichst weit von ihren Verwandten entfernt. Voller Freude kopierte ich die lächerlichen 96 Seiten von Makanins bahnbrechender Arbeit, doch leider hatte ich vergessen, aus welchem Regal ich das Buch gezogen hatte.

Also odyssierte ich nochmals durch die Regalreihen, nur um schließlich zu erkennen: Der Titel birgt den Namen. Natürlich steht "Mathematics of the Soviet Union Sbornik" unter Sb wie Sbornik.

Heute durfte ich dann lernen, dass "Standort bei den gebundenden Zeitschriften" auf die Regale mit den "normalen" Büchern verweist, nicht auf die Regale mit den Jahrgangsbänden von Zeitschriften. Nächstes Mal kipp ich meinen Stolz einfach aus dem Fenster und frag gleich, und wenn ich direkt vor den gesuchten Büchern stehe.

Randkommentar für Buchhasser: Die meisten wissenschaftlichen Verlage lassen nicht zu, dass Paper in elektronischer Form kostenfrei zu kriegen sind und verlangen ein Schweinegeld für elektronische Abos. Soviel zum papierlosen Studium.

Dienstag, 2. November 2004, 18:18, von erdferkel in Uni |comment