Donnerstag, 30. Dezember 2004

An den letzten zwei Geburtstagen haben sich Gutscheine bei mir angesammelt, insgesamt 40 Euro bei dem großen Bücherladen in der Fußgängerzone. Früher hätte ich den Laden wohl ziemlich cool gefunden - drei Stockwerke, ganz oben ein Cafe, in der Mitte eine Art Lounge mit Sesseln zum Abhängen, Chillen, Probelesen und natürlich überall Bücher, Bücher, Bücher.

Eigentlich sollte man ja bei dem großen Angebot irgendwas finden können, für das man ohne schlechtes Gewissen die Gutscheine verbraten kann, aber irgendwie wollte mir das trotz bester Vorsätze nicht gelingen. Trotz, vielleicht sogar wegen, des ganzen Ambienteschrotts kam irgendwie nicht die richtige Konsumlaune aus - und das, obwohl ich bewusst die SF/Fantasy-Regale gemieden habe, schon alleine wegen meiner tiefverwurzelten Angst, dass mich dort irgendwelche grauen Herrn mit Gedankenkontrollzigarren zwingen könnten, Band 1-7 des zweiten Zyklus der Legende der Drachenritterhexenkönige zu kaufen (übrigens bestes Fantasybuch seit dem Herrn der Ringe, sagt zumindest der Klappentextmann). Ich bin's ja gewohnt, dass die meisten CD-Läden nicht unbedingt meinen Geschmack bedienen, aber bei Büchern ist die Erfahrung noch relativ neu für mich. Wohl zu viel amazon (billig) und Uni-Buchhandlung (nett, kompetent, schnell) in der letzten Zeit...

Anscheinend wurden inzwischen auch das Comicangebot hauptzielgruppenoptimiert, jedenfalls haben sie nur noch wenige Comics, dafür aber alle zur Zeit erhältlichen Mangas (und die muss ich sowieso nicht kaufen: Mit 40 Euro kommt man da nicht weit, außerdem kann ich mir alle guten und die meisten mittelmäßigen bei meinem Vater leihen). Soweit ich weiß sollte der Manga-Boom inzwischen erledigt sein, das könnte sich bitte auch mal in die Provinz rumsprechen.

Jedenfalls hab ich nach langem Suchen gerade mal 25 Euro für drei Kochbücher (amerikanisch, Kaffee, Late Night) ausgegeben, die restlichen 15 werd ich vielleicht irgendwann anders loswerden und danach einen weiten Bogen um diesen Palast der Enttäuschungen machen. Dumm, dass wohl zuerst all die kleinen Läden sterben, bevor dieser Hort der unerfüllten Erwartungen eingeht.

Wenn ich einmal unendlich reich bin werde ich einen Buchladen aufmachen, in dem alle Leute, die (meiner Meinung nach) schlechte Bücher kaufen wollen, beschimpft werden. Und eine Bar, in der die Kellnerinnen als Insekten verkleidet sind, aber das ist eine andere Geschichte.

Von erdferkel um 00:05h in Anekdoten | 4 Kommentare |comment