Auch ich verlasse ja gelegentlich die Casa del Erdferkel (muss man ja manchmal (RealAudio-Stream)), dieses Wochenende ging es mit Philipp und Andreas im roten Philippomobil zum Zillo-Festival auf der Loreley (übrigens ist der ganze Schmonzes mit der Zauberin keine Volkslegende, sondern eine Erfindung des ollen Brentano-Clemens - soviel dazu).
Die ersten nennenswerten Zwischenfälle gab's schon auf der Hinfahrt, neben einem im zähflüssigen Verkehr liegen gebliebenen Asiaten, der uns überzeugen wollte, sein Auto quer über zwei verstopfte Spuren auf die Standspur zu schieben und dann beim Abschleppen das Philippomobil ein paar Mal antitschte, begegneten wir auch einer freundlichen Polizeikontrolle, die uns vergeblich auf Drogen und Waffen stichprobte.
Das Zillo gehört übrigens zur gleichnamigen Zeitschrift für Musik-für-Leute-die-fast-nur-Schwarz-tragen, dementsprechend bunt und gewohnt ungewöhnlich war das Publikum zusammengesetzt (Als alter Histrioniker beschloss ich dann am Sonntag, durch mein T-Shirt mit den sechs bekloppt guckenden Katzen auffällig unauffällig zu sein).
Nach dem Zeltaufbau in subtropischer Hitze lagen wir einfach unmotiviert im knappen Schatten herum, da wir uns darauf einigten, an Newcomern nicht sonderlich interessiert zu sein. Metallspürhunde ist aber auch ein komischer Name. Leider waren wir dann doof genug, uns Umbra et Imago, den Top-Act des Tages, anzutun. Die ersten zehn Minuten Düsterkitsch waren ja noch lustig, danach wurde das Dunkelgehopse ein wenig anstrengend. Die unmotivierten Alber-SM-Einlagen und die Akrobatikcunnilinguszugabe ermüdeten dann schließlich nur noch. Ja, der Meister hat uns wirklich bestraft. Verbittert spottend brachen wir zu den Zelten auf, auf halbem Weg stolperten wir zu Noctulus' Mittelalter-Blackmetal-Underground-Performance, die uns dann doch noch den Abend rettete.
Noctulus ist ein charmanter Beklopptnik, der die meiste Zeit wirre Lieder über die rasierte Königin und russische Grabnebelfürstinnen singt und dabei den weniger charmanten Beklopptniks höllisch auf die Nerven geht; alleine deswegen schon musste ich ihm seine beiden Underground-CDs ("Sterben für die Ewigkeit" und "Spuk um Mitternacht") abkaufen, auf die eine hat er sogar höchstselbst das Label geklebt ("Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute meine CD kaufenwollen"). Die taz mag ihn weniger gerne.
Samstag erwies sich dann musikbetreffend als ganz lohnend; ich selbst hatte an Das Ich, Suicide Commando und ein wenig noch an Blutengel meine Freude. Leider musste Noctulus wegen der ständigen Gewitter seinen Felsen räumen, allerdings nicht ohne vorher dem Donnergott zu huldigen. Zwischen den ganzen Unwettern gab es dann auch immer wieder brutalste Sonne, der ich einen Luxus-Sonnenbrand verdanke. Bleibende Erinnerungen und so... Alien Sex Fiend hatte zwar ein schnuckeliges Bühnenbild, war ansonsten aber auch eher ermüdend, für den Rest gilt das gleiche (modulo Bühnenbild). Daher lagen wir ziemlich viel rum, schließlich sollte das Wochenende ja auch irgenwie erholsam sein; außerdem ist eine Buffett-Mentalität im Sinne von "Alles bezahlt, jetzt wird alles gegessen" doppelplusunshmoov.
Der Sonntag war kühler, regnerischer und für mich deutlich langweiliger, einzig und allein den nur aus der Ferne gehörten Crüxshadows und den Uralt-Wummerern D.A.F. konnte ich was abgewinnen. Wenigstens weiß ich jetzt, dass In Extremo live halbwegs erträglich ist und dass ich Mittelaltertüml (In Extremo, Schandmaul, Faun, usw.) und Flenn-Metal (z.B. After Forever, Chamber, Within Temptation oder auch Nightwish) definitiv nicht mehr ausstehen kann.
Ach, und ich hab fast zehn verschieden KMFDM-Shirts gesehen, keines davon doppelt; für einen kompletten Satz hat es dann leider doch nicht gereicht. Und wenn die Zillo-Typies mal in die Gänge kommen kann man bei denen auch noch ein paar Fotos finden.
Nächstes Mal vielleicht wieder Zillo, je nachdem, ob sie es diesmal schaffen, eine für mich interessante Band zu finden, die nicht wieder absagt (Im Gegensatz zu KMFDM in 2002 und Laibach dieses Jahr).