Freitag, 23. Juli 2004

"Hallo, könnt Ihr mir weiterhelfen?"
"Kommt drauf an. Frag mal."
"Ich bin Lehramtler. Was für Vorlesungen muss ich eigentlich hören?"
"Äääh... Moment. Hier, das ist der Hitchhiker, unser Studienführer. Da, ab Seite 40. Im welchen Semester bist Du?"
"Im zweiten." (Das heißt, gerade kurz vor dem Ende des zweiten.)
"Dann ist das schon ein wenig spät, sich jetzt zu erkundigen, oder?"
"Ja, mir kann halt keiner weiterhelfen, Mathe/Informatik ist so eine seltene Kombination bei Lehramtlern."
"Nein, das ist sogar die häufigste Kombination mit Informatik."
"Ich kenne aber keine anderen Lehramtler aus meinem Semester."
"Alleine in meiner Übungsgruppe sind schon zwei. Schreibst Du GdP [Theorie] mit?"
"Naja, ich wollte mich noch anmelden."
"Ääh... der Anmeldeschluss war... vor fünf oder sechs Wochen?"
"Ich hab mit dem Prof von ESSy 2 [Praxis] gesprochen, der lässt mich auch mitschreiben."
"Aber das entscheidet doch nicht der, sondern der Prüfungsausschuss! Da wurden schon Leute mit zwei Wochen Verspätung abgelehnt!"
"Ja, aber, mir hat halt keiner gesagt, dass ich mich dieses Semester in Informatik auch anmelden muss..."

Wir haben ihn dann zum Betreuer von GdP (mein Chef Nr. 3) geschickt, damit er da erstmal alles abklären kann, bevor er vor dem PA scheitert. Da hat er dann noch verkündet, dass er keine Übungen bearbeitet, weil er die Musterlösungen alle versteht.

Wenn er es geschickt anstellt hat er sogar eine Chance, die Klausur mitschreiben zu dürfen - falls der PA-Vorsitzende denkt, dass er so schneller seine drei Versuche aufbraucht.

Wir haben eine umfassende Info-Woche für Erstsemester. Wir haben einen ausführlichen Studienführer. Die Prüfungsordnungen stehen im Netz. All diese Infos werden den Erstsemestern mit so einer aufdringlichen Penetranz nachgetragen, dass manche die Fachschaft deswegen hassen.

Trotzdem tauchen immer wieder Leute auf, die sich wohl über Monate oder Jahre in einer parallelen Dimension aufgehalten haben müssen und von alldem kein bisschen mitbekommen (wie z.B. der Typ, der gegen Ende seines ersten Semesters gemerkt hat, dass er aus Versehen die Vorlesungen aus dem 1. und dem 3. Semester gleichzeitig gehört hat und vollkommen überfordert war).

Ich versuche sogar immer noch, da Mitleid zu haben. Meistens.

Von erdferkel um 01:56h in Uni | 0 Kommentare |comment

 

Donnerstag, 22. Juli 2004

Im Groß-Edeka, auf dem Weg von der Fleischtheke zur Pepsi Max, fällt mein Blick auf den Bierdisplaykühlschrank - in einer der durch zu langsames Auffülllen der gekauften Flaschen entstandenen Lücken (ein Markenzeichen des Groß-Edeka) liegt ein Zettel, DIN A4, weiß.

Wer hat Lust auf ein homoerotisches Abenteuer?
Suche einen experementierfreudigen Boy mit "großem Zauberstab", zwischen 15 und 67, wie ich sauber, gepflegt und für alles offen.
Latino Boy Steffen K., 18, [Handy-Nr]

Da ich Steffen K. nicht die Chancen verderben will ließ ich den Zettel liegen, obige Niederschrift also nur nach bestem Wissen und Gewissen - ich kauf mir ja eine Digicam, versprochen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mein erster Gedanke was mit Bier, Prosecco und Zielgruppen zu tun hatte. Klischees, ich weiß. Asche auf mein Haupt.

Von erdferkel um 01:19h in Anekdoten | 0 Kommentare |comment

 

Wer hätte das von der CDU gedacht? Wenn die aufrüsten dürfen, dann aber bitte auch meine Fachschaft! (Schnell, schnell, bevor der Link stirbt und nur noch Ödnis dort regiert.)

Update: Natürlich ist der Link inzwischen tot, aber einen Tag nach mir hat's sogar der Spiegel mitbekommen.

Von erdferkel um 00:12h in Links! Links! Links! | 0 Kommentare |comment

 

Dienstag, 20. Juli 2004

Auch ich verlasse ja gelegentlich die Casa del Erdferkel (muss man ja manchmal (RealAudio-Stream)), dieses Wochenende ging es mit Philipp und Andreas im roten Philippomobil zum Zillo-Festival auf der Loreley (übrigens ist der ganze Schmonzes mit der Zauberin keine Volkslegende, sondern eine Erfindung des ollen Brentano-Clemens - soviel dazu).

Die ersten nennenswerten Zwischenfälle gab's schon auf der Hinfahrt, neben einem im zähflüssigen Verkehr liegen gebliebenen Asiaten, der uns überzeugen wollte, sein Auto quer über zwei verstopfte Spuren auf die Standspur zu schieben und dann beim Abschleppen das Philippomobil ein paar Mal antitschte, begegneten wir auch einer freundlichen Polizeikontrolle, die uns vergeblich auf Drogen und Waffen stichprobte.

Das Zillo gehört übrigens zur gleichnamigen Zeitschrift für Musik-für-Leute-die-fast-nur-Schwarz-tragen, dementsprechend bunt und gewohnt ungewöhnlich war das Publikum zusammengesetzt (Als alter Histrioniker beschloss ich dann am Sonntag, durch mein T-Shirt mit den sechs bekloppt guckenden Katzen auffällig unauffällig zu sein).

Nach dem Zeltaufbau in subtropischer Hitze lagen wir einfach unmotiviert im knappen Schatten herum, da wir uns darauf einigten, an Newcomern nicht sonderlich interessiert zu sein. Metallspürhunde ist aber auch ein komischer Name. Leider waren wir dann doof genug, uns Umbra et Imago, den Top-Act des Tages, anzutun. Die ersten zehn Minuten Düsterkitsch waren ja noch lustig, danach wurde das Dunkelgehopse ein wenig anstrengend. Die unmotivierten Alber-SM-Einlagen und die Akrobatikcunnilinguszugabe ermüdeten dann schließlich nur noch. Ja, der Meister hat uns wirklich bestraft. Verbittert spottend brachen wir zu den Zelten auf, auf halbem Weg stolperten wir zu Noctulus' Mittelalter-Blackmetal-Underground-Performance, die uns dann doch noch den Abend rettete.

Noctulus ist ein charmanter Beklopptnik, der die meiste Zeit wirre Lieder über die rasierte Königin und russische Grabnebelfürstinnen singt und dabei den weniger charmanten Beklopptniks höllisch auf die Nerven geht; alleine deswegen schon musste ich ihm seine beiden Underground-CDs ("Sterben für die Ewigkeit" und "Spuk um Mitternacht") abkaufen, auf die eine hat er sogar höchstselbst das Label geklebt ("Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute meine CD kaufenwollen"). Die taz mag ihn weniger gerne.

Samstag erwies sich dann musikbetreffend als ganz lohnend; ich selbst hatte an Das Ich, Suicide Commando und ein wenig noch an Blutengel meine Freude. Leider musste Noctulus wegen der ständigen Gewitter seinen Felsen räumen, allerdings nicht ohne vorher dem Donnergott zu huldigen. Zwischen den ganzen Unwettern gab es dann auch immer wieder brutalste Sonne, der ich einen Luxus-Sonnenbrand verdanke. Bleibende Erinnerungen und so... Alien Sex Fiend hatte zwar ein schnuckeliges Bühnenbild, war ansonsten aber auch eher ermüdend, für den Rest gilt das gleiche (modulo Bühnenbild). Daher lagen wir ziemlich viel rum, schließlich sollte das Wochenende ja auch irgenwie erholsam sein; außerdem ist eine Buffett-Mentalität im Sinne von "Alles bezahlt, jetzt wird alles gegessen" doppelplusunshmoov.

Der Sonntag war kühler, regnerischer und für mich deutlich langweiliger, einzig und allein den nur aus der Ferne gehörten Crüxshadows und den Uralt-Wummerern D.A.F. konnte ich was abgewinnen. Wenigstens weiß ich jetzt, dass In Extremo live halbwegs erträglich ist und dass ich Mittelaltertüml (In Extremo, Schandmaul, Faun, usw.) und Flenn-Metal (z.B. After Forever, Chamber, Within Temptation oder auch Nightwish) definitiv nicht mehr ausstehen kann.

Ach, und ich hab fast zehn verschieden KMFDM-Shirts gesehen, keines davon doppelt; für einen kompletten Satz hat es dann leider doch nicht gereicht. Und wenn die Zillo-Typies mal in die Gänge kommen kann man bei denen auch noch ein paar Fotos finden.

Nächstes Mal vielleicht wieder Zillo, je nachdem, ob sie es diesmal schaffen, eine für mich interessante Band zu finden, die nicht wieder absagt (Im Gegensatz zu KMFDM in 2002 und Laibach dieses Jahr).

Von erdferkel um 02:54h in Anekdoten | 0 Kommentare |comment

 

Donnerstag, 15. Juli 2004

Heute im Terminalraum:
"Hey, Du bist doch der, der gestern die Rundmails über die Haupstudiumsinfoveranstaltung verschickt hat!"
.oO(Oh nein, wieder einer, der sich beschweren will.) "Ja?"
"Ich wollte Dir eigentlich eine Mail schreiben..."
.oO(Ok, ich such mir schonmal eine schlagfertige Antwort...) "Jaaa?"
"Ich hab da noch ein paar Fragen...."
.oO(Oh.)

Das ganze verleitet mich zu mehreren Schlussfolgerungen:

Zuallererst war es wohl wirklich vernünftig, dass ich meiner "politischen Karriere" an dieser Uni einen festen Endtermin gesetzt habe (16.2.2005), inzwischen erkennen mich wirklich einige, die ich nicht mal vom Sehen kenne. Weiterhin scheine ich von meinen Kommilitierenden a priori schlechtes zu erwarten; das liegt wohl auch an mehr als drei Jahren Gremienkrempel, stärkt die erste Beobachtung und macht mir ein schlechtes Gewissen. Und drittens drücke ich mich zu comichaft aus, was (viertens) gewissermaßen eine weitere bloggerische Selbstreferentialität darstellt, mit der die Katze bestimmt auch wieder gerechnet hat.

Von erdferkel um 20:21h in Anekdoten | 0 Kommentare |comment