Wer weiß, was der Unterschied zwischen Diplom und Bachelor/Master ist kann die zwei folgenden Absätze überspringen. Oder meine Kurzerklärung auf ihre Korrektheit überprüfen.
Aus einer je nach Standpunkt zu wählenden Teilmenge der üblichen Gründe (Außenwirkung, Mitläufertum oder Gehorsam, Mode, Überzeugung, Glaube an eventuelle Vorteile für den Fachbereich oder einzelne Personen) stellt der Fachbereich Informatik an der TU Kaiserslautern "demnächst" vom traditionellen Diplom auf das politisch gewünschte Bachelor/Master-System um. Bisher sah ein Informatikstudium in Kaiserslautern (aber auch an vielen anderen Unis) ungefähr so aus: In den ersten zwei Jahren quält man sich durch das Grundstudium, in dem man keinerlei Wahlmöglichkeiten hat und sich eine relativ breite und einigermaßen tiefe "Allgemeinbildung" aneignet, falls man die Prüfungen übersteht und durchhält; das ist bei etwas weniger als der Hälfte der Leute der Fall. Das Ganze läuft nach der Devise "Friss es oder lass es, schwimm oder stirb", und wenn man das ganze überlebt hat folgen (mindestens) zweieinhalb Jahre Hauptstudium, die aber gewöhnlich eher drei oder mehr Jahre dauern; schon alleine, weil nicht alle Vorlesungen immer angeboten werden und üble Überraschungen an jeder Ecke lauern (ein Grundprinzip an fast jeder Uni). Dafür hat man allerdings eine deutlich größere Auswahl, so dass man in einem gewissen Rahmen fast nur interessante Themen studieren und vieles, was einem schon im Grundstudium zutiefst unangenehm war (in meinem Fall z.B. unter anderem Datenbanken, Netzwerke, Betriebssysteme und Software-Engineering-Gefasel) meiden kann. Ein gewisses Maß an langweiligem Murks bleibt einem zwar meistens nicht erspart, aber es hält sich in einem erträglichen Rahmen.
Mit dem neuen System wird nun alles ein wenig anders. Man beginnt mit dem Bachelor, der insgesamt drei Jahre dauern soll, und hängt dann (wenn man "gut genug" ist, was immer das bedeuten mag) einen zweijährigen Master hintendran - insgesamt ist man also auch bei ca. fünf Jahren, nur dass man die Leute schon viel, viel schneller in der "freien Wirtschaft" verheizen und noch viel leichter für das Anschlussstudium Geld verlangen kann (Übrigens funktioniert das in den Ländern mit etablierten Bezahlsystemen gewöhnlich umgekehrt - viele zahlende Leute im Bachelor finanzieren die "guten" und "exzellenten" Masterstudierenden).
Soweit gesehen ist das Ganze ja noch mehr oder weniger in Ordnung, was mich wirklich stört ist die Art, wie der Bachelor hier wohl umgesetzt werden wird. De facto wird das Grunstudium auf die gesamten drei Jahre ausgedehnt, gegen Ende kann man sich dann drei Vorlesungen aussuchen. Da allerdings die Professoren mit der Lehrtätigkeit unglaublich überlastet sind wird hier das Angebot im Vergleich zu "früher" deutlich zusammengestrichen: An Stelle der bisher "4 aus 12" sogenannten Kernvorlesungen treten "3 aus 6" Kernmodule, die dementsprechend breiter angelegt sind.
Damit wird für einige Leute der langweiligere Teil des Studiums deutlich größer; und selbst wenn man bereits ein paar Mastervorlesungen "im Voraus" hört, dürften manche frustrierter sein, als sie es im bisherigen System waren. Insgesamt frage ich mich langsam, wer überhaupt die "Zielgruppe" für diesen Studiengang ist. Je nach Interesse und Fähigkeiten dürften die meisten Leute bei einem Informatikstudium an der FH oder einem (E-Technik- oder Mathe-)(Bachelor oder -Diplom) mit evtl. angehängtem Informatik-Master sehr viel glücklicher werden.